Ich werde immer wieder auf den Preis der Gespließten angesprochen. Dabei heißt es auch immer wieder, diese seien zu teuer. Aber stimmt das wirklich?
Ich habe dazu einen alten Beitrag von mir ausgegraben, den ich euch nicht vorenthalten will - vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen Leser?
Sind Gespließte also wirklich so teuer? Betrachtet man nur den Preis als absolute Zahl, dann muss man das wohl mit einem klaren Ja beantworten.
Wie so oft, gibt es auch hier ein ABER:
Bis nämlich der stolze Besitzer eine hochwertige Gespließte in den Händen halten darf, sind je nach Ausführung mindestens 40 – 50 reine Arbeitsstunden notwendig. Handelt es sich um eine Sonderanfertigung nach Wunsch, verschiebt sich die Zahl der Arbeitsstunden ganz schnell nach ganz weit oben.
„Mir wurde da eine neue Gespließte um 300 Euros angeboten…“
Da schrillen bei mir schon sämtliche Alarmglocken, die ich nur habe.
Es hat nämlich niemand was zu verschenken.
Es gibt tatsächlich große Unterschiede bei Verarbeitung und Material:
Material:
Es ist ein großer Preisunterschied, ob zum Beispiel Aluminium, Messing oder verchromtes Blech (bei den Steckhülsen und den Beschlägen) verarbeitet wird, oder edles und leider sehr teures Neusilber.
Da man das benötigte Neusilber (Nickelsilber) in der benötigten Qualität in Österreich nicht bekommt, addieren sich zum ohnehin schon hohen Preis noch die Transportkosten, Zoll und Einfuhrumsatzsteuer.
Auch beim Holz der Rollenhalter: man kann sehr günstige Eiche oder Buche beizen und verbauen, oder seltene und daher teure Maserhölzer.
Gerade bei den Maserhölzern ist oftmals auch die Bruchgefahr beim Bearbeiten sehr hoch, da Maserholz nicht selten rissig ist.
Wie ist der Leitring beschaffen: verchromt, mit Tungsteneinlage oder mit Achateinlage? Dies macht einen sehr großen Unterschied im Preis.
Ebenso ist es mit dem Spitzenring und den Schlangenringen. Wurde hochwertiges Material verbaut, oder minderwertige Qualität, um die Kosten niedrig zu halten?
Wurden die Kanten der Schlangenringe geschliffen oder bleibt eine hässliche Rampe?
Wurden beim Korkgriff billige Korkringe um wenige Cent/Stück verwendet, oder hochwertiger, feinporiger Kork, der mittlerweile sehr schwer zu bekommen ist und teilweise bis zu 4 Euro/Korkscheibe kostet!
Selbst bei diesen teuren Qualitäten können nicht alle Ringe verwendet werden, somit entsteht Ausschuss – irgendwer muss auch den kalkulieren.
Ich bearbeite den fertig geschliffenen Griff sehr häufig mehrmals (hässliche Korkscheiben rausfräsen und neue verleimen, usw...)
Normalerweise werden je Griff 28 – 30 Ringe benötigt, somit kann ein hochwertiger Griff nicht mit 10 Euros veranschlagt werden.
Bei den Ringwicklungen kann feinste, englische Seide verwendet werden, oder billige Kunstseide - man sieht es halt am Ergebnis.
Man kann beim Bambus Ausschussware verwenden, oder ausschließlich ausgesuchte Bambusrohre - die gibt es halt auch nicht an jeder Ecke. Oftmals sieht man die Fehler im Bambus aber erst beim Spleissen der Rohre, oder beim Hobeln der Spleisse.
Verarbeitung:
Einen großen Unterschied im Zeitaufwand macht die Verarbeitung des Bambus.
Werden die einzelnen Spleiße aus dem Bambusrohr gesägt, oder werden die Spleiße entlang des Faserverlaufes herausgelöst (gespleißt) ?
Sägen geht sehr schnell, und man hat auch gleich schnurgerade Spleiße, die man weiterverarbeiten kann.
Der Nachteil dabei: Die Kraftfasern laufen nicht gerade durch das Bambusrohr, und werden somit beim Sägen mehrfach durchtrennt. Das schwächt am Ende die fertige Rute. Nicht viel, aber doch.
Werden die einzelnen Spleiße gefräst, oder einzeln gehobelt und dabei viele Male in die Hand genommen und geprüft?
Auch hier gilt wieder: Beim Fräsen braucht man anstatt 20 - 30 Minuten je Spleiß gerade einmal 1 - 2 Minuten, und die Sache ist erledigt.
Der Nachteil: Man sieht dabei mögliche Fehler im Spleiß (Wurmlöcher, Haarrisse, etc...) erst sehr spät.
Wurden die Knoten ordentlich verpresst, oder einfach nur weggeschliffen?
Wurden die Spleiße ordentlich gerichtet, oder einfach drauflos gehobelt?
Schlampig bearbeitete Blattknoten stellen in jedem Fall eine Schwachstelle in der fertigen Gespließten dar, da auch hier zuviele Kraftfasern verletzt wurden. Auch hier ist die Schwächung nur minimal, aber es summiert sich!
Und so ließe sich die Reihe nahezu endlos fortsetzen….
Auch stellt sich die Frage nach der Herkunft des Blanks - es sind sehr häufig Blanks aus China am Markt zu finden. Nicht, dass diese Stücke automatisch schlecht sein müssen, aber die Streuung in Bezug auf Qualität ist sehr hoch. Kein Problem, wenn sich ein Hobbyrutenbauer einen dieser Blanks kauft, und sich damit eine Gespließte aufbaut. Aber.....
Es wird Werkzeug benötigt: Hobel, Messwerkzeuge, Hobelform, Härteofen, Drehbank, Drechselbank, sündteure Reibahlen, usw...
Gibt es Garantie bzw. Gewährleistung?
Berücksichtigt man dann die Material-Selbstkosten des Rutenbauers mit ca. 200 Euro / Rute, dann darf jeder selbst beurteilen, was eine faire und angemessene Entlohnung des Rutenbauers sein wird bzw. sein darf.
Auch die Energiekosten sind mittlerweile nicht mehr zu vernachlässigen.
Verlangt dann ein Rutenbauer für eine hochwertige (!) Gespließte trotzdem nur 400 Euro (als Beispiel!), so ist er entweder verrückt, oder von seiner Arbeit nicht überzeugt. In beiden Fällen würde ich es ihm gleichtun, und ihm auch nicht sonderlich viel Vertrauen entgegen bringen.
Erste Clubfliege des Jahres ist die Missing Link, hier in verschiedenen Interpretationen / Der Clubfisch des Jahres 2025 ist der Bachsaibling

Gespließte - edles Handwerk oder teurer Luxus
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Re: Gespließte - edles Handwerk oder teurer Luxus
Nicht zu vergessen ist auch die für die Herstellung benötigte Zeit des Rutenbauers.
Wenn man dann alle Komponenten für den Preis einer Rute summiert, dann ist eine Gespließte (zumindest für mich) preislich gesehen ein sehr großes Entgegenkommen jedes Rutenbauers. Ich persönlich freue mich schon auf meine 2 Teichls, aus der PHP-Fliegenruten Manufaktur von Peter.
Wenn man dann alle Komponenten für den Preis einer Rute summiert, dann ist eine Gespließte (zumindest für mich) preislich gesehen ein sehr großes Entgegenkommen jedes Rutenbauers. Ich persönlich freue mich schon auf meine 2 Teichls, aus der PHP-Fliegenruten Manufaktur von Peter.
LG,
Sepp
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Re: Gespließte - edles Handwerk oder teurer Luxus
Wenn man die Preise für die "Spitzenruten" der renommierten Marken ansieht, dann kosten die Einhandruten mittlerweile bis zu 1.400,- €. Für Ruten aus Kunststoff. Da bin ich der Überzeugung, daß diese Preise definitiv viel zu hoch sind!
Und wenn man dann die aktuellen "Spitzenruten" dieser Hersteller mal beim Werfen mit denen von vor 30 Jahren direkt vergleicht, dann stellt man oft fest:
Gar so viel hat sich da in Bezug auf die Leistungsfähigkeit dieser Ruten dann doch nicht getan. Im Gewicht haben sie etwas abgespeckt, aber weniger in den Blanks, als vielmehr bei den Anbauteilen. Diese geringen Gewichtsunterschiede spielen für mich persönlich keine wirklich Rolle.
Das relativiert den Preis für gespließte Fliegenruten. Von einem routinierten Gespließtenbauer ist der Preis für eine Fliegenrute sicher noch höher. Aber es handelt sich dann jedenfalls ganz sicher um eine Spitzenrute. Und jede Gespließte ist individuell, einzigartig!
Für mich ganz klar: Der Preis für gespließte Fliegenruten ist absolut gerechtfertigt!
LG Sepp
Und wenn man dann die aktuellen "Spitzenruten" dieser Hersteller mal beim Werfen mit denen von vor 30 Jahren direkt vergleicht, dann stellt man oft fest:
Gar so viel hat sich da in Bezug auf die Leistungsfähigkeit dieser Ruten dann doch nicht getan. Im Gewicht haben sie etwas abgespeckt, aber weniger in den Blanks, als vielmehr bei den Anbauteilen. Diese geringen Gewichtsunterschiede spielen für mich persönlich keine wirklich Rolle.
Das relativiert den Preis für gespließte Fliegenruten. Von einem routinierten Gespließtenbauer ist der Preis für eine Fliegenrute sicher noch höher. Aber es handelt sich dann jedenfalls ganz sicher um eine Spitzenrute. Und jede Gespließte ist individuell, einzigartig!
Für mich ganz klar: Der Preis für gespließte Fliegenruten ist absolut gerechtfertigt!
LG Sepp
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Re: Gespließte - edles Handwerk oder teurer Luxus
Einleitung und Epilog klingen fast ein wenig, als ob eine Rechtfertigung erforderlich wäre...
Der "ausgegrabene" Beitrag ist mir bekannt und anhand mancher Beitragsserie wurden auch schon Arbeitsschritte illustriert.
Der Preis ist sicher ein Aspekt, aber wenn man sich eine Rute so bauen lässt, sicher nicht DER Entscheidungsfaktor - denke ich.
Gutes Handwerk darf auch was wert sein - meine Meinung.
Es ist viel Fachwissen, Erfahrung und natürlich auch das entsprechende Talent erforderlich,
die verschiedenen edlen Materialien zu einem Unikat nach persönlichen Wünschen zusammenzuführen.
Abgesehen davon natürlich wieder interessant die Schritte zu lesen und
schön, dass dieses Handwerk so erhalten wird.
Schöne Grüße
Jürgen
Der "ausgegrabene" Beitrag ist mir bekannt und anhand mancher Beitragsserie wurden auch schon Arbeitsschritte illustriert.
Der Preis ist sicher ein Aspekt, aber wenn man sich eine Rute so bauen lässt, sicher nicht DER Entscheidungsfaktor - denke ich.
Gutes Handwerk darf auch was wert sein - meine Meinung.
Es ist viel Fachwissen, Erfahrung und natürlich auch das entsprechende Talent erforderlich,
die verschiedenen edlen Materialien zu einem Unikat nach persönlichen Wünschen zusammenzuführen.
Abgesehen davon natürlich wieder interessant die Schritte zu lesen und
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Schöne Grüße
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Re: Gespließte - edles Handwerk oder teurer Luxus
Vorweg gleich einmal herzlichen Dank für eure Wortmeldungen!
Klar, ich könnte sie günstiger anbieten, würde ich fräsen, anstatt zu hobeln - die Zeitersparnis wäre bedeutend. Das würde allerdings meiner Philosphie widersprechen - davon ein anderes mal mehr.
Ich könnte/müsste sie aber wesentlich teurer anbieten, wenn ich tatsächlich gewinnorientiert kalkulieren würde!
NIEMALS denke ich während der Arbeit an einer Rute an den monetären Aspekt, sondern nur daran, dass es die beste Rute werden muss, die ich jemals gebaut habe!
Würde ich dabei an den Preis denken, so würde ich den Rutenbau einstellen - der Spaß an der Freude wäre dahin.
@SEPPHAM14
Ich bin wieder einigermaßen genesen und beginne die nächsten Tage mit deinen Schätzen.
Aber nein, ich mache ja nix, wofür ich mich rechtfertigen müsste! Ich wollte nur informieren, wie (bei mir) der Preis einer Gespließten entsteht.
Klar, ich könnte sie günstiger anbieten, würde ich fräsen, anstatt zu hobeln - die Zeitersparnis wäre bedeutend. Das würde allerdings meiner Philosphie widersprechen - davon ein anderes mal mehr.
Ich könnte/müsste sie aber wesentlich teurer anbieten, wenn ich tatsächlich gewinnorientiert kalkulieren würde!
NIEMALS denke ich während der Arbeit an einer Rute an den monetären Aspekt, sondern nur daran, dass es die beste Rute werden muss, die ich jemals gebaut habe!
Würde ich dabei an den Preis denken, so würde ich den Rutenbau einstellen - der Spaß an der Freude wäre dahin.
@SEPPHAM14
Ich bin wieder einigermaßen genesen und beginne die nächsten Tage mit deinen Schätzen.
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Re: Gespließte - edles Handwerk oder teurer Luxus
Mein lieber Namenskollege Sepp gönnt sich da ja gleich 2 schöne Stücke von Peter. Das ist ja toll!
Dem Peter ein frohes Schaffen und dem Sepp viel Spaß damit!
LG Sepp
Dem Peter ein frohes Schaffen und dem Sepp viel Spaß damit!
LG Sepp
- wuzler
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Re: Gespließte - edles Handwerk oder teurer Luxus
Ja, vielleicht schenkt er mir ja zu Weihnachten eine!? 
Tight Lines und gut Zwirn
wünscht Dir
Karl
wünscht Dir
Karl




